Neue Württembergische Zeitung
23.06.05


KONZERT /Das Menuhin Festival Piano Quartet zum Abschluss der Kulturkreis-Saison in der Göppinger Stadthalle

Ein funkenstiebendes Feuerwerk

Werke von Mozart, Strauss und Brahms mit gestalterischer Tiefe und spielerischer Bravour

Mit einem funkenstiebenden musikalischen Feuerwerk, meisterlich in Szene gesetzt vom Menuhin Festival Piano Quartet, endete am Dienstag die an Höhepunkten reiche Konzertsaison des Göppinger Kulturkreises.

GÖPPINGEN · Das Programm freilich ließ eher Zurückgenommen-Großes erwarten mit zwei ”herben” Stücken (Mozarts g-Moll-Quartett KV 478 und Brahms’ c-Moll-Komposition op. 60) , die, dunkel getönt, ein nach höchsten Ansprüchen zielendes Jugendwerks von Richard Strauss festigend umrahmten.

Aber in den Interpretationen des Menuhin Festival Piano Quartets sollte sich zwar alles so, wie erwartet, und doch ganz anders ereignen. Schon Mozarts an den Konzertbeginn gestelltes g-Moll-Quartett, 1785 unmittelbar vor dem ”Figaro” entstanden und vom Auftraggeber, dem Verleger Hoffmeister, als ”zu schwer” und somit unverkäuflich angesehen, wurde bar jeder Gefälligkeit mit dem ernsten Gestus des Stückes angemessenen klaren Konturen und kräftigen Farben ausgestattet. Hinzu trat aber, unerwartet, ein nicht nur den Hörer überrumpelnden, sondern auch die Musik mit sich fort- und vorantreibender Drive, der in seiner instrumental zudem brillanten Ausführung dem Werk interpretatorisch neue Qualitäten zumaß. Diese Qualitäten charakterisierten dann später auch die Wiedergabe von Brahms’ c-Moll-Quartett, deren vibrierende spielerische Intensität das Vorurteil von der Spröde Brahms'scher Musik eindrucksvoll und nachhaltig widerlegte. Jeder Satz hatte, den klaren architektonischen Elementen der Komposition aufs Schönste entsprechend, feste Umrisse, welche die impulsive Lebendigkeit der Darstellung, der das bravouröse Spiel der vier Musiker zusätzliche Lichter aufsteckte, bisweilen nur mühsam zu bändigen wussten. Diese Art musikalischer Anteilnahme verfing ganz besonders im zart durchsichtigen Andante, dessen empfindsame Gestaltung stets die Distanz zum Sentiment zu wahren wusste.

Solches fand sich, auch wenn es im Finalsatz parodistisch zurückgenommen wurde, in bemerkenswertem Maß im dritten Abschnitt des Strauss'schen Klavicrquartetts op. 13, das, ein wahrer Wühltisch der Emotionen, nach größerer Bedeutung strebt, ohne je ans Ziel zu gelangen. Doch wie der Komponist dem Manko des musikalisch wenig Ergiebigen mit verblüffendem Klangraffinement und instrumental spielerischer Bravour begegnet, das hat eine ganz besondere Attraktion, die sich das Quartett, allen voran der hervorragende Pianist Friedemann Rieger, dem die Streicher Nora Chastain (Violine), Silvia Simionesco (Viola) und Troels Svane (Violoncello) nicht nachstanden, nicht entgehen ließ, sondern in seiner Darstellung das Stück in die Nähe einer fast abenteuerlich brillanten Bravournummer rückte.

HANS HERDEG